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Choi

Choi | 25 | Mode-Designerin aus Nordkalifornien

Auf L'OFFICIEL ONLINE:
Kurz mal über – Migranteneltern und Tomboy Feministen


Mit welchem Geschlecht identifizierst Du Dich?
Auf jeden Fall als weiblich. Mädchen sind doch toll. Ein Mädchen zu sein, ist fantastisch. Ich stehe voll dazu, weiblich zu sein.

Was gefällt Dir daran, weiblich zu sein?
Das Wichtigste und zugleich Schönste an Frauen sind die Freundschaften zwischen ihnen. Natürlich habe ich auch Männer als Freunde – klar das ist auch großartig –, aber Freundinnen sind für immer. Ich liebe Girl Power. Ich bin eine superkrasse Feministin, ich finde, wir Girls, wir sollten uns immer gegenseitig unterstützen.

Was bedeutet für dich „superkrasse Feministin“?
Sagen wir mal so: Ich liebe Kunst, Musik, Filme und alles, was uns heutezutage ausmacht. Allerdings habe ich sehr konservative koreanische Eltern. Sie sind beide in Korea geboren und aufgewachsen, wohingegen ich in Kalifornien groß geworden bin. Mein Vater ist in der Zeit viel gereist und war oft geschäftlich in Korea, deswegen haben wir auch dort viel Zeit verbracht. In Korea gelten Männer als Götter, und Eltern wünschen sich bis heute immer nur Söhne. Ich habe einen älteren Bruder, und den hat mein Vater immer zum Erfolg gepusht und viel Zeit und Geld in ihn investiert.

In Dich wurde nicht investiert?
Mein Vater sagte zu mir: „Du versteht das doch, oder? Du bist eben ein Mädchen“. So bin ich erzogen worden, seitdem ich klein war. Als ich meinem Vater erzählte, ich wolle irgendwas mit Kunst studieren, hat er mich null unterstützt.

Hast Du ihm verziehen?
Ich bin zu Hause ausgezogen und trotzdem auf eine Kunsthochschule gegangen. Ich habe akzeptiert, dass er sich nie ändern wird. Also ja, eine Feministin zu sein, bedeutet für mich vor allem, dass Mädchen und Jungs gleich erzogen werden sollten: mit der gleichen Portion Liebe und den gleichen Möglichkeiten.

Wo sind eigentlich Deine Haare?
Koreanische Mädchen werden nur als schön empfunden, wenn sie lange Haare haben. Aber ich hatte schon immer kurze Haare, obwohl meine Mutter immer wollte, dass ich sie wachsen lasse. Also haben wir uns ständig gestritten. Ich war ein richtiger Tomboy und habe lieber mit meinem Bruder und seinen Freunden abgehangen und Videospiele gespielt. Ich wollte immer nur machen, was die Jungs um mich herum machten. Ich wollte halt rebellieren und habe wohl versucht, irgendetwas zu beweisen. Ich habe Punk geliebt und war ganz besessen von Vivienne Westwood und den Sex Pistols. The Cure, Joy Division – die ganze britische Subkultur. Ich werde immer ein Tomboy bleiben.

November 2015, New York City